Mein Joker ist Jet
- nadinequinn7
- 31. März 2022
- 4 Min. Lesezeit
Manchmal braucht man einen Joker.
In der Ausbildung eines jungen Hundes kommt der Tag, an dem es Zeit wird, den Schritt von der Trainingswiese runter – rein in den wirklichen Arbeitsalltag zu machen.
Und so dachte ich mir vor ein paar Tagen- das Wetter war schön, das Gras auf dem Acker kurz und die Strecke überschaubar. jetzt ist es so weit. Poppy heute wird nicht mehr trainiert – ab jetzt wird gearbeitet.
Die letzten Wochen hatte ich Poppy mit kleinen Jobs versucht Stück für Stück vor zu bereiten und ins Geheim mich selbst zu beruhigen das es schon funktionieren wird.
Tatsächlich befinde ich mich im Moment in der Luxussituation einen Hund auf den Weg in die Altersteilzeit und einen absolut fitten Arbeiter zu haben – so dass ich nicht wie in all den Jahren zu vor immer aus irgendeiner Notsituation heraus den fehlenden Teampartner ersetzen musste.
Denn als meine Pearl damals starb musste Joe noch relativ unfertig ins Team einsteigen. Ich bin mir sicher, dass ein oder andere graue Haar habe ich aus dieser Zeit und doch habe ich ganz offensichtlich nichts gelernt, denn sonst wäre ich mit dem Erfolg des Umtriebs am Vormittag zufrieden gewesen.
Tatsächlich hat Poppy den Job – 80 Mutterschafe mit ihren teils wirklich noch kleinen Lämmern vom Acker herunter und gut einen Kilometer weiter zur nächsten Fläche zu treiben sehr gut gemeistert.
Ja die Zwergziege bewies mal wieder Löwen Mutter Qualitäten aber auch den Rempler hat Poppy einfach weggesteckt und so kamen alle ohne das bei mir der Blutdruck merklich stieg auf der neuen Fläche an. Ich war sehr zufrieden mit dem kleinen Hund.
Leider hat dieses Hochgefühl dann aber am selben Abend dafür gesorgt, dass ich mein Bauchgefühl bei Seite geschoben habe.
Als der Nachbar meiner Trainingsfläche anrief und mir erzählte das die Veganen Mitarbeiter auf freien Fuß sind – habe ich ganz entspannt gedacht. na gut, es wird auch mal wieder Zeit für ein Abenteuer.
Zum Glück hat Jet meinen Größenwahn ignoriert und ist auf dem Weg zum Auto schnell mit Poppy durch die Tür geflitzt.
In Lünzen angekommen standen dann die Trainingsschäfchen nicht etwa irgendwo auf einer Wiese oder dem Acker neben meiner Fläche… nein das wäre viel zu einfach gewesen. Die Damen hatten es sich mitten im Dorf auf einer Koppel einer anderen Schafhalterin gemütlich gemacht.
So naiv wie ich manchmal bin denk ich … naja die paar Trainingsschäfchen… die Sammelt Poppy jetzt eben ein. Und so steige ich mit Poppy (wenigstens an der Leine) aus und lasse Jet (die sich vermutlich schon ins Fäustchen gelacht hat) im Auto zurück.
Aber so einfach wie es auf den ersten Blick scheint ist es gar nicht die Schafe aus dem Dorf zu holen- denn der Weg schlängelt sich ein paar Mal und ist an einigen Stellen für Schafe und Hund unübersichtlich.
Während ich nun also mit Poppy die Straße entlang gehe -denke ich noch. oh, das ist aber doch schwer… hoffentlich kann Poppy das schon. Und das hätte mir was sagen sollen! Aber nein wieso denn auf sein Bauchgefühl hören… stattdessen haue ich mich selbst verbal für solche Glaubenssätze und rede mir ein … wir können das.
Auf der Koppel angekommen wird mir schon beim ersten Kontakt klar, dass meine Trainingsfreiwilligen gar nicht mehr so freiwillig sind – sondern recht flott mir entgegenkommen. Suuuper… denn Poppy lässt sich von dieser Aufregung unter Real Bedingungen auch anstecken und ist ganz schön flott unterwegs.
Kurz bevor ich aus dem Tor will, kommt die Besitzerin dieser Fläche zu mir um mich erst mal sehr interessiert für mind. 10 Min in ein Gespräch zu verwickeln was ich versuche möglichst kurz zu halten, aber es gelingt mir einfach nicht. Im Kopf flüstert eine Stimme… das ist jetzt kontraproduktiv. Denn während dis Querulanten sich 10 Minuten am Tor drängeln und einfach nur raus wollen… liegt Poppy zwar artig im Lay down … aber die Anspannung ist ihr anzusehen. Und mir ist klar, dass ich gerade einen Flitzebogen aufziehe, der sich entladen muss. und genau so ist es als ich endlich die wirklich sehr nette Frau verabschieden und das Tor öffnen kann schießen Dumm und Dümmer mit voll gas den schmalen weg entlang und natürlich überhört Poppy mein Stopp und fliegt hinterher. Der weg ist schmal selbst mit Mühe geben ist eine Flanke nur eng möglich und so teilen sich die Schafe – Herdwicks nach rechts, Bentheimer nach links und die Schnucke? Sie verschwindet mal allein an den Bentheimern vorbei den weg runter.
Ich hab’s Dir doch gesagt… schimpft mein innerer Kritiker, dem ich dann aber direkt den Mund verbiete. Jetzt nur keine Panik – erst mal die größten Verbrecher die Herdys sichern. Mit etwas Hilfe von Poppy laufen sie wenigstens zu den Bentheimern zurück. Die sind nun aber der Meinung sich absolut nicht beruhigen zu können so lange hier Amateure am Werk sind. Und wo war noch mal die Schnucke?
An diesem Punkt entscheide ich … 5 bzw. 4 Querulanten sind einfach nicht dasselbe wie 80 Mutterschaf mit Lämmern – und für dieses Kaos sind wir noch nicht bereit. Also packe ich Poppy die nicht schlecht guckt ins Auto und ziehe den Joker… bzw. Jet aus dem Auto. Sie sammelt die 4 garstigen Schafe ein und gemeinsam laufen wir die Straße herunter, um nach der verlorenen Schnucke zu suchen. Leider ohne Erfolg.
Ok denke ich … bevor es dunkel wird, bringen wir das was wir haben erst mal wieder hinter Schloss und Riegel. Jet hat wirklich zu tun den Schafen den Weg zu weisen… und wenn es für sie schon wirklich Arbeit ist, dann wird mir kleinlaut klar, dass ich viel zu viel von Poppy wollte.
Und die Schnucke? Die suchen wir… fahren durchs Dorf und kurz vor dem Waldrand in einer Blaubeerplantage steht Madame.
Ich stelle mein Auto direkt am Tor ab und schicke Jet los… ohne jeden Zweifel das sie das kann und dem Schäfchen schon auf den rechten Pfad verhilft und so ist es.
Jet läuft in einem weiten Bogen los (Mist Handyakku alle) und bringt die Madame ganz ruhig bis ans Tor – so das ich sie mit der Hand am Horn greifen und direkt ins Auto verfrachten kann. Mit den letzten Sonnenstrahlen bringen wir die Schnucke zurück auf die Fläche.
Fazit … ich muss wohl noch ein bisschen Geduld mit Poppy haben und vor allem meinem Bauch vertrauen.
Und ja die Jet ist mein Joker. immer… genau so wie ihre Mutter Brae und ihr Vater Joe es schon waren, wenn ein Junger Hund zum Team dazu kam.

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