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Erziehung durch Beziehung

  • nadinequinn7
  • 23. Juli 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Aug. 2021

Erziehung und Ausbildung geht für mich nur wenn Du als Mensch auch an Deiner Beziehung zum Hund arbeitest

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Erziehung durch Beziehung?

Ich gebe es zu es juckt mir in den Fingern. Angestoßen durch einen „wissenschaftlichen“ Artikel, den eine Trainingskundin auf ihrer Seite geteilt hat, möchte ich meine zwei Cent dazu teilen.

Schon seit Jahren ist Positive Verstärkung in aller Munde. Wer was von sich hält und als kompetent bezeichnet werden möchte der baut sein Training ausschließlich positiv auf. Und wer das nicht tut – der weiß eben nicht wie es richtig geht.(Achtung Ironie)

Aber ist das ganze wirklich so einfach? Sind die, die eben nicht auf Positive Knackfrösche, Futter und Spielzeug setzen wirklich Inkompetent?

Um es der Diskussion schon mal vorweg zu nehmen, auch ich habe eine dunkle Vergangenheit, einen schwarzen Fleck auf meinem Lebenslauf ( vielleicht sogar mehr als einen 😊 )- denn ich habe selber mal so gedacht, Clicker, Futter und Spielzeug verwendet und in Seminaren sogar gepredigt das Ausbildung und Erziehung ausschließlich über die Positive Schiene statt finden darf.

Nun fragst Du Dich vielleicht – aber was ist dann passiert? Es ist ganz einfach. Ich habe angefangen Hunde am Schaf auszubilden. Und dann stehst Du plötzlich da mit deinem Leckerchen und der Hund lässt Dich stehen. Nicht nur in Tainingssituationen – nein auch im normalen Leben. Wenn aus 3 plötzlich 8 Hunde werden – verändern sich nicht nur Prioritäten sondern auch der Blickwinkel.

Ja auch Hunde haben mal einen schlechten Tag und ihnen keinerlei Emotionen zugestehen zu wollen unterschätzt meiner Meinung nach, das was den Teampartner Hund in der Arbeit ausmacht.

Bevor jetzt hier jemand den Klugscheißer Modus einschaltet – nein gemessene Cortisolwerte, die auf Stress hinweisen sind nicht weg zu diskutieren. Aber wer sagt denn bitte das unser aller Leben immer Stress frei ist?

Wäre es nicht schön wenn wir alle immer nur noch für gutes Verhalten belohnt werden würden? Natürlich wäre es das .ABER so ist das Leben nun mal nicht. Alles was wir tun hat irgendwie eine Konsequenz und das gilt für alle Lebewesen.

Wenn z. B. mein Joe nur weil der Bock ihm beim treiben einen ordentlichen Stoß verpasst, sofort aufhören würde zu arbeiten – dann würden wir wohl heute noch mitten im Wald vor Reimerdingen stehen und überlegen wie wir mit Hegges nach hause kommen.

Bitte versteh mich nicht falsch – dieser Artikel soll keine Rechtfertigung dafür sein die Geduld gegenüber Deinem Hund zu verlieren. Das auf gar keinen Fall! Es soll aber erklären warum das trainieren von „Erziehungstricks“ über operante Konditionierung Dich und Deinem Hund der wunderbaren Möglichkeit beraubt ein starkes und stabiles Band zu knüpfen das nicht der dauernden Bestätigung durch Futter o.ä. bedarf.

Wenn Du meine Artikel ein bisschen verfolgst oder sogar schon mal an meinem Training teilgenommen hast, dann weißt Du das ich darauf setze aus Mensch und Hund ein Team zu bilden. Die Grundlage meiner Erfahrungen und Trainings bilden die Abenteuer die ich mit meinen Hunden und auch Schafen im laufe der letzten 17 Jahre gesammelt habe.

Ich habe mit meinen Hunden bereits viele schwierige und herausfordernde Situationen gemeistert und viele davon waren nicht entspannt oder gar leise. Trotzdem bleiben meine Hunde vertrauensvoll an meiner Seite und machen Ihren Job – den eines echten Teampartners. Das arbeiten an einer Herde Schafe ist keine Obedience Übung, die manches mal zu 50/50 von beiden Partnern oft auch 80/20 vom Hund erfüllt wird. Wenn ich z.b. eine Gruppe Schafe auf einen Anhänger laden muss, diese aber versuchen am Anhänger vorbei zu laufen, ist es mehr als hilfreich wenn der Teampartner Hund ein von mir gegebenes lay down Kommando überhört und die Schafe an ort und stelle hält. Häufig sieht der Hund schon viel früher als ich wann ein Schaf versucht am Pferch vorbei zu laufen . So eine Mitarbeit bringst Du Deinem Hund nicht über Konditionierung auf den Clicker bei.

nein so eine Art von Mitdenken fördert man nicht durch Clickertraining. Denn hier ist das erfassen der Situation gefragt und nicht das abspielen von erlernten Verhaltensketten.

Natürlich übe ich keinen Druck auf den Hund aus, wenn er bereits verunsichert oder besorgt ist, dann ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen das die Dinge für den Hund einfacher zu verstehen sind. Ich gebe dem Hund das Gefühl, das er sich auf mich verlassen kann. Es gilt also nicht den Hund, sondern die Situation zu kontrollieren.

Sollte er aber all zu enthusiastisch an die Schafe heran gehen oder im Alltag sich nicht angemessen benehmen, bekommt er über ein kurzes und angemessenes Feedback auch eine Rückmeldung.

Vorausschauendes Handeln wird nicht nur jetzt, sondern immer wieder in der Ausbildung und auch später in der Führung des Hundes am Vieh eine zentrale Rolle spielen.

Durch Vorausschauendes Handeln und die dadurch an den Hund vermittelte Verläßlichkeit , gibst Du dem Hund das Gefühl dir vertrauen zu können. Er wird tatsächlich denken das er Dich braucht und genau hier beginnt eine ganz besonderer Beziehung - der Start eines Teams.

Um besser zu verstehen wie Erziehung durch Beziehung funktioniert macht es durchaus Sinn einmal zurück zu schauen. Früher, in der Zeit als die Schäfer noch die Berge und Highlands bewirtschafteten, waren die Hunde ihre Rechte Hand. Mensch und Border Collie bildeten ein Team. Da wurde zusammengelebt und gearbeitet - der Hund begleitet seinen Menschen 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Oft hatte es den Eindruck als können beide Teampartner die Gedanken des anderen lesen. Auf diese Weise entstand eine einzigartige Bindung, die so stark war, das man heute noch in Geschichten davon erzählt.. Von Hunden, die nur für ihren einen Menschen und niemanden sonst arbeiteten. Und das ganz ohne Clicker und co.


Eine solche Bindung heute zu erreichen ist schwierig, da viele von uns nicht 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche mit ihren Hunden verbringen können. Und dennoch ist es möglich ein besonderes Band, das vor allem auch viel Verantwortungsbewusstsein vom Teampartner Mensch bedeutet zu knüpfen.


Die Grundlage für eines Solche Bindung ist gemeinsam verbrachte Zeit, ein gemeinsamer Alltag und gemeinsame Abenteuer. nicht nur Aktivitäten auf dem Hundeplatz , bringen Mensch und Hund näher zusammen. Dabei muss nicht immer alles perfekt laufen. Viel wichtiger ist eine verlässliche Bindung aufzubauen, in der der Mensch seinem Hund halt gibt. Auch Missgeschicke verbinden. Nicht nur Menschen auch Hunde haben mal einen schlechten Tag.

Unter „Better like your dog on Monday than on Sunday“ kannst Du immer wieder lesen was meine Hunde für mich in nicht immer einfachen Situationen leisten. Ich denke sie sind ein gutes Beispiel für Erziehung durch Beziehung.

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