Im singing in the rain..
- nadinequinn7
- 4. Juli 2024
- 5 Min. Lesezeit
Naja nach Singen war mir heute eher nicht zu Mute – passender wäre wohl gewesen I cant stop crying in the rain.
Das Wetter macht mir eigentlich nicht so viel aus. Die Haut ist wasserdicht und gegen den Rest kann man sich irgendwie anziehen. So zumindest die Theorie und der schlaue Spruch, wenn mich ein Touri fragt was ich bei schlechtem Wetter mache, wenn ich mit der Herde unterwegs bin.
Dabei hatte ich mir das alles heute morgen im kuschelig warmen Bett noch so perfekt ausgemalt. Erwähnte ich das ich mir manche Sachen leider etwas zu einfach vorstelle und einen Hang habe an die Dramen des Lebens etwas zu naiv ran zu gehen?
Jess sollte mich heute das erste Mal (natürlich im Rucksack) mit an der Herde begleiten. Der Wetterbericht versprach zwar nicht gerade wirklich gutes Wetter – aber wie gesagt – gegen Wetter kann man sich ja anziehen...
So habe ich meinen großen Wanderrucksack gut gepolstert, ein Handtuch mit eingepackt und kurz bevor wir los gegangen sind Jessi in den Rucksack gestopft.
Ganz Prinzessin hat die kleine es sich da auch bereitwillig bequem gemacht – immerhin war die Aussicht ja vielversprechend: 210 Schafe und Ziegen standen bölkend am Zaun und warteten darauf das wir aufbrechen.
Der Nachtpferch mit Staudenknöterich ist bei der Herde nicht ganz so beliebt es wird zwar gefressen was im Pferch steht aber danach ist die Lust auf was Besseres groß.
Noch bevor ich den Zaun öffne fällt mir mal wieder ein Seh behindertes Schaf auf. Pink eye (eine Augenerkrankung die durch Mücken übertragen wird ist im Moment ein Dauerproblem) Das fährt dann auch um Dramen zu verhindern mit Ryan auf dem Pickup zurück zum Hauptpferch um bei Heu und Wasser sich auszukurieren.
Schade das mir die anderen beiden Blinden ,die das Drama des Tages später heraufbeschwören nicht auffallen. Aber auf die Frage wer kann nix sehen .. schreien eben alle immer nur MÄH.
Der Pickup verschwindet und ich öffne den Zaun.Nichts ahnend das dies der Startschuss ist... die Herde möchte möglichst schnell in besseres Futter. Aber da haben sie die Rechnung ohne Jet und Poppy gemacht die alle zur Ordnung rufen und bremsen, zumindest für den Moment. Im Entenmarsch gehen 209 Schafe langsam Richtung Beweidungsgebiet. Läuft denke ich mir noch und knipse sogar mit dem Handy trotz leichten Nieselregen ein Bild. Der Blick auf die Uhr sagt – wir sind super in der Zeit. In 2 Stunden soll ich an einem Treffpunkt sein denn heute gibts hohen Besuch von der Loki Schmidt Stiftung.
Schade das genau in dem Moment wo ich so vor mich hin träume, die Herde ihre Chance wittert und durchstartet. Die Ziegen vorne weg, biegt dreiviertel der Herde um die Kurve .. ab zum Buffet. In nur 30 Sekunden sieht man von der Herde nix mehr als Köttel auf dem Asphalt. Das geht den beiden Sehbehinderten zu schnell. Plötzlich stehen sie da.. Und schreien zu Zweit .. Ich seh nix mehr!
Naiv sage ich zu Jet.. Geh da mal hin und hilf denen auf die Sprünge.. Das Jet das in dem Moment wörtlich nimmt und dem Gotländer Terror Pulli direkt eine knallt hatte ich nicht kommen sehen. Grundsätzlich verhilft so eine Backpfeife des öfteren den Wunsch im Querulanten nach Sicherheit in der Herde zu wecken .. nur eben nicht bei Orientierungslosen Schafen. Kann der Hund ja nicht wissen das die nix sehen.. Sie tragen ja keine Binde ums Bein.
was machen so zwei Schafe die nix sehen unter Druck? Genau das was man nicht will... sie laufen in die andere Richtung .. denn selbst wenn sie die anderen Mädels noch rufen hören während sie ins Futter rennen und schlemmen heißt das nicht das man als Fluchttier sich an seinen Herdentrieb erinnert.
Ich gebe zu ich bin etwas mehr als leicht genervt – atme aber durch und schicke Poppy und Jet hinter der Herde her denn wenn die beiden Blinden den Weg nicht zur Herde finden muss die Herde eben die Minderheit einsammeln.
Mit Dampf verschwinden Poppy und Jet um die Kurve .. in diesem Moment schüttet und donnert es .. ich komme mir vor wie in einem schlechten Film, wie in einem schlechten Film. Man könnte denken es wird Zeit die Arche zu besteigen.
Die beiden Blinden wären sicher nicht mit auf die Arche gekommen – wie auch die hätten ja den Eingang nicht gefunden.
Anstatt nun aber einfach stehen zu bleiben und das satte Grün zu genießen entscheiden die beiden Schafe das es Zeit wird in die falsche Richtung zu laufen und die Herde zu suchen. Ist doch egal dass man die Herde und die Freundinnen in der entgegengesetzten Richtung rufen hört... Sie laufen erst mal einfach los.. Irgendwo hin ohne Plan. Das zeichnet übrigens Fluchttiere unter Druck aus.. Völlige Blödsinns Entscheidungen treffen! Und deshalb ist es auch immer eine dumme Idee vereinzelte Tiere zur Herde bringen zu wollen. Nur andersherum kommt man zum Erfolg (habe ich Dir früher im Training immer wieder gepredigt)
Wie gut das ich immer noch den Joe mit nehme. Ich mache also die Leine ab und denke – es ist egal das er nix hört. Die sehen nichts das gleicht sich wieder aus.
Aber denkste .. Ein Schaf läuft doch glatt am Joe vorbei und verschwindet in den Brombeeren. Das ist der Moment wo ich das erste Mal vor Verzweiflung oder ist es doch Hilflosigkeit kurz eskaliere. Jessi sitzt die ganze Zeit ganz artig hinten im Rucksack.
Was mach ich nun ? Die Herde ist immer noch nicht in Sicht. Langsam beschleicht mich das Gefühl von Wut und Panik. Übrigens regnet es immer noch. Bevor mir das zweite Schaf auch noch abhaut greife ich es und binde es mit meiner Hundeleine an einer Eiche fest.
Der Joe ist hinter dem einem Querulanten her.. Und hört mich ja nicht. Ich hoffe das er das Schaf auf den Weg zurück drängt und jogge mit Rucksack in Regensachen der Herde hinterher. ( Kurz muss ich klugscheißen : sowas macht man nur mit einem erfahrenen Hund !)
Ich schwitze wie blöde als ich 100 m weiter unten die Herde sehe. Jet und Poppy drücken die Schafe und Ziegen mühsam wieder in meine Richtung.. Wer will schon das Schlaraffenland verlassen wenn es vorher nur Knäckebrot gab.
Mit vereinten Kräften schaffen wir es zurück Richtung Joe.. Oh mein Gott denke ich .. wo ist der ? hoffentlich ist der jetzt nicht sonst wo mit den Schafen, weil ich nicht mehr da bin. Ein kleiner zugegeben Hysterischer Anfall schüttelt mich.. Aber was solls ich bin allein im Gebiet und es regnet.. Meine Tränen wird später niemand sehen. Da fällt mir ein das Später nur noch 1 Stunde entfernt ist... das wird langsam knapp.
Da taucht Joe völlig verschlammt auf dem Weg auf – allerdings ohne Schaf. Na super. Ich marschiere mit der Herde zurück Richtung Eiche – da steht noch mein angebundenes Schaf und das ist froh wieder in die Herde laufen zu dürfen. Direkt daneben sagt es auch Mäh.. Und was soll ich Dir sagen .. der Anblick eines bis zum Bauch in Wasser stehenden und gleichzeitig in Brombeeren gefangenen Gotländers veranlasst mich nicht zu Freudensprüngen. Reiss Dich zusammen .. hier wird jetzt nicht geheult sagt mein innerer Kritiker.. Du schaffst das und morgen scheint wieder die Sonne. Also mache ich die Leine um das feststeckende Schaf und ziehe – nach etlichen versuchen und Fluchen steht das Schaf wieder auf dem Weg und halbwegs in der Herde.
Nun aber flott.. Schließlich müssen wir pünktlich am Treffpunkt sein. Aber wie macht man Flott wenn mind. 2 nicht mitmachen wollen?
Ich schicke Poppy nach vorne zum bremsen. Sie hat gelernt die Herde nur langsam nachrücken zu lassen während Jet dafür sorgt das alle den Anschluss halten. 5 Minuten kommen wir so vorwärts dann will die Querulantin wieder in die andere Richtung.
Nix da ich nehme sie an die Leine und Cass marschiert hinter uns damit das wenigstens halbwegs mit der Leinenführigkeit klappt.
Zwischen drin schiele ich mal auf die Zeit .. oh Mist nur noch 30 Minuten das schaffe ich nicht, denke ich ziemlich frustriert. Dann fällt mir aber ein das ich ja mal um Hilfe bitten könnte und so rufe ich den Naturwart an und bitte ihn das Schaf abzuholen. Was er auch 10 Minuten später macht.
Mittlerweile bin ich in meinen Regenklamotten genauso nass wie von außen. Nur Jess sitzt gut gelaunt trocken in meinem Rucksack.
Mit etwas Verspätung treffen wir am verabredeten Treffpunkt ein. Hier darf Jess dann mal aussteigen und mit ihrem Welpen Charme alle um die kleine Pfote wickeln.
Den Rest des Tages achte ich darauf das sich keiner zu weit von der Herde entfernt ein Drama am Tag reicht.
Meine Hunde sind verdient müde und ich gönn mir heute Abend einen Schokopudding.. Immerhin haben Jess und ich das Drama in voller Regenmontur hinter uns gebracht.. Da müssen ein paar Extrakalorien drin sein.
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