Freud und Leid...
- nadinequinn7
- 19. März 2023
- 3 Min. Lesezeit

Liegen manchmal eng beieinander.
Die Lammzeit ist immer eine Kräfte zehrende Zeit. Wenig Schlaf, körperlich anstrengende Arbeit und so manch unplanbarer Umstand gehören in diesen 4-6 Wochen zu der Zeit, in der Mutterschafe und Ziegen ihre Lämmer zur Welt bringen.
An einem Tag kann ich mich darüber freuen, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein und ein Lamm auf die Welt zu holen – das alleine den Weg ins grüne Gras nicht geschafft hätte. Am anderen Tag lehrt das Leben mich Demut weil ich eben nicht immer überall gleichzeitig sein kann und ich verliere ein Lamm – so wie heute.
Morgens bei der Herdenkontrolle war noch alles gut – es gab nur eine Geburt über Nacht. Mutter und Lamm ging es gut und keines der anderen tragenden Schafe machte Anstalten in den Nächsten Minuten oder Stunden lammen zu wollen.
Also fahre ich nach Bispingen, um dort mit 4 Teams einen angenehmen Trainingsnachmittag zu verbringen.
Als ich um 17 Uhr die Kinder vom Schwimmbad abhole – fahre ich noch mal eine Schleife zu den Mutterschafen. Das Wetter ist die letzten Tage sehr mild gewesen. Erfahrungsgemäß kommen dann in den frühen morgen und frühen Abendstunden gehäuft Lämmer zur Welt.
Und so ist es auch heute – bei durch die Herde gehen fällt mir ein Herdwick etwas abseits auf und es hat auch schon ein kleines dunkles Lamm bei Fuß. Ich gehe ruhig durch die Herde in Richtung Mutterschaf. Als die sich abwendet und ich sehe das aus ihrer Scheide ein Paar Hinterbeine baumeln – denke ich Mist das geht nicht gut aus.
Als ich näher komme möchte das Herdy am liebsten direkt in den Schutz der Herde eintauchen. so kann ich aber das Lamm nicht zur Welt holen. Also bitte ich Jack zurück zum Auto zu laufen und Joe rauszulassen. Der hatte es sich nämlich vorhin auf d

er Rückbank zwischen den Kids bequem gemacht.
Joe ist ein erfahrener Hund – ich kann mich, auch wenn er hinter mir läuft darauf verlassen das er jedes noch so kleine Kommando umsetzt und mit mir das Mutterschaf auch ohne Fangstock fangen wird.
Mit dieser Gewissheit ziehen wir also los. Gemeinsam mit viel Ruhe – denn Hektik macht die Situation jetzt nicht besser – drängen wir das Herdy in eine Zaun Ecke. Jack bringt das Erstgeborene Lamm mit. Ich habe ihn gebeten es auf den Arm zu nehmen damit ihm im Feuereifer des Gefechtes nichts passiert.
Ruhe und Geduld ist jetzt das, was uns ans Ziel führt. Auch wenn ich weiß das die Uhr für das noch halb in der Mutter steckende Lamm tickt.
Endlich steht das Herdy mit dem Hintern so am Zaun das ich es greifen kann. Die Gegenwehr der Mutter hört sofort auf als sie spürt das ich an den Beinen des Lamms ziehe.
Die Beine sind noch warm, also hoffe ich. Aber vergebens. Mit einem beherzten Zug ist das Lamm komplett auf der Welt – aber es ist tot. Vermutlich in der Fruchthülle erstickt. Warum es nicht komplett geboren wurde? Ich weiß es nicht.
Frust macht sich breit. wären wir 15 Minuten früher an der Wiese gewesen hätten wir vielleicht zwei lebendige Lämmer auf der Wiese gehabt.
Um sicher zu sein das nicht noch ein weiteres Lamm im Geburtskanal steckt fasse ich noch einmal ins Schaf aber da ist außer der Nachgeburt nichts mehr zu fühlen.
Frustriert bin ich in diesem Moment. Denn ich kämpfe um jedes Lamm in dieser Zeit.
Positiv ist das es der Mutter sonst gut geht und das Erstgeborene Lamm ein kräftiges Mutterlamm ist das bereits am Euter getrunken hat.
Bisher verläuft die Lammzeit positiv – meine Mutterschafe haben viele Kräftige Zwillingslämmer und auch Drillinge ziehen sowohl Schafe als auch Ziegen ohne größere Hilfe allein groß. Und trotzdem sind es diese Momente wie heute auf der Wiese die mich Demut lehren.
Freud und Leid liegen in der Lammzeit eng beieinander.
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