Emotionen in der Hundeausbildung – ein zu oft nur einseitig betrachtetes Thema
- nadinequinn7
- 7. Apr. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Wenn Du harmonisch mit Deinem Hund zusammenleben willst - Lerne die Körpersprache Deines Hundes lesen und verstehen. Diese Regel lernst Du bereits als Hunde Neuling in fast jeder Hundeschule. Und auch das Internet ist voll von Anleitungen, Deutungen und Videos zum Thema Körpersprache des Hundes. Von Droh bis Beschwichtigungssignalen ist der moderne Hundetrainer von heute bemüht Dir die Hundesprache beizubringen. Und das ist auch gut so.
Aber Kommunikation ist keine Einbahnstraße! Während Du also nun akribisch lernst jeden noch so kleinen Schlecker, Gähner oder das Augenzwinkern Deines Hundes zu interpretieren und einzuordnen bleibt die Menschliche Kommunikation in Richtung Hund dabei auf der Strecke.
Und das, wo sich alle Experten einig sind. Hunde sind außergewöhnlich begabt darin, die Gesichtsausdrücke und die Körpersprache von ihren Menschlichen Partnern zu lesen.
Obwohl dies schon länger bekannt ist, wird dem in der Ausbildung von Mensch und Hund nur wenig Rechnung getragen. Statt dessen wird dem Hundehalter „das Super Leckerchen“, der Tripple Click und eine ganze Kiste voller Spielzeug verkauft. wenn das alles nicht funktioniert und Du so einen Hund Dein eigenen nennst der Futter oder Spielzeug eben nicht als Belohnung empfindet dann wird Dir erzählt das dies entweder an der Ernährung Deines Hundes liegt oder Du nur noch nicht DAS Super Leckerchen gefunden hast.
Soziale Interaktion und Emotionen wie ehrliche Freude werden von kaum einen Trainer in dieser Situation als Belohnung gelten gelassen. Was häufig zum Frust beim Menschen führt, der so einen Hund an der Leine hat.
Ja es gibt sie – die Hunde, die eben nicht ihre Seele für ein Stück Futter oder einen Ball verkaufen. Die feine Antennen für die Stimmung ihrer Menschen haben und denen ein von Herzen ausgesprochenes Lob mehr Bestätigung ist als ein aus der Tasche gefummeltes Stück Fleischwurst .
Meine Poppy ist so ein Hund. Selbst wenn ich tatsächlich mal ein Leckerchen in der Tasche habe und wir gemeinsam in Feld und Flur unterwegs sind. Dann kommt sie zwar zuverlässig ran wenn ich sie rufe – aber dies auf keinen Fall um sich ein Leckerchen abzuholen. Selbst wenn ich ihr dieses direkt vor die Nase halte oder ins Maul fummele wird es maximal angeleckt und direkt aber fallen gelassen. Poppy hat für so einen Firlefanz keine Zeit – gefressen wird zuhause wenn Zeit dafür ist.
Freue ich mich aber statt dessen ehrlich wenn sie in meine Richtung läuft (– ohne dabei auszusehen als wenn mich gleich die Menschen mit der Zwangsjacke abtransportieren) hüpft sie glücklich um mich herum oder trabt leicht wedelnd an meiner Seite.
Sie spiegelt mich genauso, wenn ich schlechte Laune habe. dann kann sie schon mal Nachbars Dackel im vorbei lauen anpöbeln.
Emotionen übertragen sich auch also sehr leicht auf den Hund an unserer Seite.
Schwierig wird es dann wenn unsere Hunde mit einem Menschen zusammen leben und arbeiten sollen der versucht in jeder Situation neutral zu sein oder zu bleiben. Denn Neutralität fühlt sich schnell wie Gleichgültigkeit an. Und nichts verunsichert einen Hund mehr als nicht zu wissen, wo ran er ist. Freut sein Mensch sich nun oder ist er vielleicht sauer? Ist dies nicht klar für Deinen Hund wird er im Training eher vorsichtig arbeiten – denn er möchte keinen Fehler machen und erst recht keinen Stress mit Dir.
Ein Hund der quasi die ganze Zeit seine „Antennen“ auf empfang hat und nach hinweisen sucht ob er sich so verhält wie Du es von ihm erwartest ist sehr schnell zu verunsichern und ist von kleinen Veränderungen häufig schnell beeindruckt. Ein ausgesprochenes Verbales Lob im richtigen Moment lässt diese Hunde „wachsen „und Selbstvertrauen entwickeln. Und genau so ist es eben auch mit Kritik! Wenn wir gemeinsam trainieren, sage ich Dir immer – Dein Hund darf bzw. soll wissen woher „der Wind weht“ oder anders gesagt, woher der Druck kommt, wenn er einen Fehler macht. Genau so wie ein Lob motiviert gibt das Setzen von Grenzen Deinem Hund Sicherheit. Du wirst für Deinen Hund einschätzbar und verlässlich.
Meiner Meinung nach spielt die Emotionale Mensch Hund Beziehung eine äußerst wichtige Rolle in der Hundeerziehung und Ausbildung. Nicht selten spiegeln Hunde ihre Menschen und lassen sich von deren Stimmung anstecken (Stimmungsübertragung).
Wenn Du also einen Hund an der Leine hast der sich eben für Futter und Spielzeug nicht begeistern kann bist Du einmal mehr gefordert authentisch für Deinen Hund zu sein. Nur so etabliert sich eine feste und stabile Bindung.
Es reicht also nicht nur aus die Vokabeln der Hundesprache lesen zu können – auch Du bist gefordert authentisch zu kommunizieren und ein Feedback zu geben was mehr als nur den Hinweis auf essen oder eine Beute verspricht.
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