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Die Ausbildung eines Hundes kann schon mal länger dauern...

  • nadinequinn7
  • 11. Jan. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Wie lange dauert es eigentlich, bis ein Border Collie ausgebildet ist? 

Diese Frage stellen Passanten immer wieder, wenn sie uns bei der Arbeit in Hamburg zusehen. Und meisten beantworte ich diese Frage salopp mit dem Satz: " Unter jeder Pfote braucht es ein Jahr."  

Gedanklich schiebe ich in der letzten Zeit dann oft "wenn es gut läuft" hinterher. 

Denn das es durchaus auch nicht gut laufen kann - sehe ich im Training, wenn Du mit Deinem Hund zu mir kommst, weil Du Probleme hast. 

Der Klassiker in der Arbeit am Vieh sind gerade im Moment die Hunde, die durch schlechte Impulskontrolle und Frustrationstoleranz auffallen. Das äußert sich fast immer in unangebrachtem Beißen und Disziplinieren der Schafe. 

Was ist eine schlechte Frustrationstoleranz? 

Frustrationstoleranz ist die individuelle Fähigkeit, eine frustrierende Situation bei der Verfolgung eines angestrebten Ziels und die daraus resultierenden Spannungen und die Nicht Befriedigung von Triebwünschen auszuhalten. 

Ein Hund, der seine Schafe arbeiten will – muss in der Ausbildung einiges an Frust aushalten. Das beginnt beim Lernen des Stopp Kommandos und wird häufig beim Tempo und Abstand ein Problem, wenn die Schafe zu schnell laufen.  

Ähnlich wie wir Kontrolle über den Hund haben möchten - hat der Hund das Bedürfnis die Schafe zu kontrollieren. Und genau so wie wir über das Verringern von Abstand versuchen Hund und Schafe im Griff zu behalten – versucht auch ein unerfahrener Hund möglichst dicht an die kleinen Wiederkäufer heranzukommen.  

Das dies bei einem Fluchttier nicht gerade für mehr Ruhe sorgt erklärt das Wort denke ich schon von allein. Wenn nicht fasse ich das kurz mit dem Satz: Fluchttiere mögen Raum und Abstand – dann beruhigen sie sich, zusammen. Im Gegensatz zum Menschen oder einem Unerfahrenen Hund der möglichst nah am Schaf sein möchte, weil sie glauben das sie durch Nähe die Situation kontrollieren, haben Fluchttiere wie Schafe oder Ziegen erst dann das Gefühl Kontrolle über eine Situation zu haben, wenn sie Mensch und Hund aus der Ferne sehen. 

Ein Hund mit viel Schafgefühl wird von allein einen guten Abstand halten – viele Junge Hunde sind eher, wie Teenies mit viel Tatendrang und wenig Erfahrung unterwegs und oft fällt, ebenso einem unter Adrenalin stehenden Hund nicht viel mehr ein (wenn die Schafe vor dem Hund weglaufen wollen) als – das Verwarnen bzw. Beißen der Schafe, um sie zu disziplinieren. Adrenalin lässt eben auch Hunde keine guten Entscheidungen treffen.  

Wer nun aber glaubt das es mit einem Hund, der sich selbst so Unterdruck setzt, hilft – in den Ring – also den Roundpen zu steigen, um ihm dann da mal so richtig zu zeigen, wer die Kontrolle hat – der handelt meiner Meinung nach weder im Interesse des Hundes noch der Schafe. 

Denn genau dieser Druck und das Frustrationsgefühl ist es was erst dazu führt das Dein Hund keine andere Lösung sieht, als die Schafe schon mal zu beißen, damit alle zusammenbleiben. 

Hilfreich wäre mit einem ruhigen Trupp Trainingsschafe auf die Wiese zu gehen – dem Hund seinen Arbeitsbereich durch Druck und Entspannung zu lehren – in dem ich ihn so weit von den Schafen weg drücke das diese ihn zwar noch fühlen können sich aber ruhig für ihn bewegen. 

Schritt für Schritt lernt Dein Hund dann hier das er die Schafe fühlen und bewegen darf. Das er nicht befürchten muss das sie sofort flüchten und vor allem das Zuhören sich lohnt. 

Von Dir verlangtes dabei Ruhe, Präsenz und Konzentration. Es macht keinen Sinn einen Machtkampf auf der Wiese heraufzubeschwören - denn den verlieren in dem Moment die Schafe! 

Die Frustrationstoleranz Deines Hundes kannst Du durch richtiges Training steigern und verbessern. Dabei ist es wichtig in möglichst kleinen Schritten vorzugehen.  

Oft beginnt es damit das Dein Hund lernt nicht gleicht wenn ihr mit dem Training beginnt, einfach loszulaufen, sondern erst einmal kurz zu warten. 

Warten heißt dabei – nicht diskutieren. Du legst den Hund hin (zur Not abgesichert durch eine dünne Schnur, die  Du in der Hand hältst), positionierst Dich zwischen Hund und den Schafen und schickst ihn nach kurzer Wartezeit mit etwas Druck los. 

Hier lernt Dein Hund viele Dinge: Abzuwarten, obwohl er aufgeregt ist. Deinen Raum zu respektieren und dass Du die Situation unter Kontrolle hast. (Ein wichtiges Merkmal für eine Führungskompetenz). 

Was hier so einfach aufgeschrieben ist, scheint aber in der Praxis für Dich oft ein Problem zu sein, denn Häufig scheitert diese Übung daran das es dem Menschen schon schwer fällt ,den Hund   an einen Ort zu legen und ihn dort zu halten  wenn die Schafe mit auf der Wiese stehen.  

Der ausschließlich positiv trainierende Hundetrainer würde Dir hier nun sagen Du musst früher mit dem Training anfangen – dann, wenn Dein Hund nicht auf den Reiz reagiert.( also außerhalb der Wiese) Und wie schön einfach wäre es doch, wenn das ebenfalls so einfach wäre. Tatsächlich ist die Trieblage beim jungen Hütehund aber eine Sache, die man nicht mit Keks und guten Worten in solchen Momenten in den Griff bekommt. Dies beweisen die Hunde die ins Training kommen und eigentlich einen guten Grundgehorsam haben immer wieder. Den Start auf der Wiese gelingt durch Management (Schnur dran damit das Überhören von Anweisungen nicht trotzdem zum Erfolg führt) und das Einfordern von Raum und das Setzen von Grenzen. Das geht eben nicht über das Ausbleiben von Belohnungen, sondern den Aufbau von Druck und Dominantes Verhalten seitens des Menschen.  

Was heißt nun aber genau dominantes Verhalten in diesem Fall?  

Es bedeutet den Raum vor sich zu beanspruchen und erst freizugeben, wenn der Hund loslaufen darf. Umso aufzutreten, brauchst Du Körperspannung - Dein Körper muss den klaren Willen ausstrahlen etwas einzufordern. 

Warum sage ich das so deutlich? Weil schon bei dem Wort Dominanz in der der Hundeausbildung die grünen Schleifen Trainer auf die Barrikaden gehen.  

Fakt ist aber nun mal das zur Ausbildung eines Hundes, der nach Instinkt arbeitet, nicht nur Motivation und ein Gefühl für die Tiere, mit denen man Arbeitet gehört, sondern auch die nötige Präsenz. 

Um es in aller Deutlichkeit zu sagen –das ist absolut kein Freibrief seinen Hund körperlich zu misshandeln!!! Solche Praktiken haben in der Hundeausbildung nichts verloren und haben meiner Meinung nach auch nichts mit Führungskompetenzen zu tun. 

Aber wer führen will muss auch Dinge einfordern können! Nur dann klappt es auch mit der Harmonie im Team und einer Ausbildungszeit die nicht erst Endet wenn Dein Hund Rentner ist.  


ree

 
 
 

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