Die Aufzucht von Welpen aus Arbeitslinie
- nadinequinn7
- 1. Aug. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Eigentlich ist die Aufzucht eines Welpen aus Arbeitslinie kein Hexenwerk. Sie gleicht in gewisser Art und Weise dem Schnellkochtopf Prinzip. Was genau ich damit meine ? In meinem Blog Beitrag erfährst Du mehr

Das Schnellkochtopf Prinzip – weshalb die Aufzucht eines Welpen aus Arbeitslinie so anders ist….
Hältst Du einen Border Collie Welpen aus einer Arbeitslinie? Dann ist dies ein Thema, an dem Du quasi nicht vorbeikommst. Und wenn Du jetzt glaubst das dieser Artikel noch so eine Agenda aller „Ruhe muss Dein Hund lernen“ wird, bitte ich Dich weiter zu lesen.
Gerade erst heute habe ich wieder einen solchen Post einer Hundeschule gelesen- in der immer mehr Welpen verschiedener Arbeitsrassen in der Welpen Stunde auftauchen. Natürlich wird hier nicht empfohlen einer solchen Welpen Stunde fern zu bleiben, da Du sonst von Anfang an gegen die Instinkte Deines Hundes arbeitest. Nein, denn dann würde man sich ja ins eigene Fleisch schneiden. Border Collie Welpen aus Arbeitslinien bzw. Welpen aus Arbeitsrassen sichern Kunden für die nächsten Jahre und auch wenn da Floskeln gepredigt werden wie: „ Ruhe muss Dein Hund lernen, aufdrehen kann der von ganz allein“ oder ein „Working Dog ist auch nur ein Welpe“ wird gleich der erste Schnüffelkurs empfohlen, und dabei geht mir als tatsächlicher Arbeitshundebesitzer und Trainer doch die Hutschnur hoch. Unabhäning davon dasRuhe, Ausgeglichenheit und Belastbarkeit Zuchtkriterien sein sollten, scheint es Tatsächlich beim normalen Hundetrainer noch nicht wirklich angekommen zu sein, dass es nicht nur darum geht Ruhe zu verordnen, sondern auch vorzuleben und dass das Arbeitshunde Welpen 1x1 tatsächlich ein anderes ist als das eines Hundes ohne Beruf.
Es hilft herzlich wenig, dem Welpen eine Auszeit zu verordnen und ihn in die Box zu stecken, während der Rest der Welt „Lambada“ im Haus tanzt. Sicherer kann man einen Welpen nicht frustrieren.
Defacto erlebe ich in der letzten Zeit immer mehr frustrierte Hunde, die in ihrem Verhalten mehr oder weniger einem Schnellkochtopf ähneln. Außen ist alles schick aber wehe man macht den Deckel ab, ohne vorher den Druck abzulassen, dann fliegt Dir das ganze um die Ohren.
Da wird die Länge der Spaziergänge Minutiös dem Alter angepasst, schließlich will man die Knochen ja nicht überlasten, ist man dann mal länger unterwegs wird der Welpe unter Protest in einen Welpen Buggy gepackt. Wen kümmert da der Protest und die Frustration– Ruhe halten muss der Zwerg schließlich lernen. Es wird Zeit in Schnüffelarbeit gesteckt obwohl man eine Rasse an der Leine hat deren Instinkt eher durch Bewegungsreize bedient wird. Und immer wieder wird gepredigt das Welpen mind. 22 Stunden am Tag schlafen oder Ruhen. Dies mag vielleicht bei einem Mops der Fall sein. Bei einem gesunden Welpen aus Arbeitslinie bezweifle ich dies jedoch spätestens ab der 10. Woche.
Wie so oft im Leben würde ein wenig weniger Predigt und ein bisschen mehr goldene Mitte und Bauchgefühl helfen. Einen Border Collie aus Arbeitslinie von jeder Art von Arbeit fern zu halten, kann man machen, entpuppt sich aber bei vielen Hunden eher als kontraproduktiv. Das Resultat sind oft Hunde, die jede neue Situation und alles versuchen über Bewegung und rennen zu lösen. Nicht wenige Hunde versuchen dann ihren Druck erst mal am Schaf los zu werden, weil Ihnen im Alltag ständig Ruhe und Kontrolle auferlegt wird.
Nein keine Angst – dies ist kein Plädoyer für Dauerbeschäftigung schon im Welpen Alter oder für Welpen am Schaf und erst recht nicht im Roundpen! Wohl aber für gemeinsam erlebte Abenteuer und das ohne Stopp Uhr.
Wie wird so ein Welpe in einer Schäferei groß? Weg gepackt 22 Stunden am Tag? Na, hoffentlich nicht. Im Gegenteil! Er begleitet mich wann immer es geht, seinen Möglichkeiten entsprechend natürlich. Ich marschiere keine 10 Stunden mit einem Welpen auf einem Umtrieb. Weder zu Fuß noch im Rucksack oder Welpen Buggy. Da bleibt der Zwerg natürlich daheim. Aber wenn ich die Schafe kontrolliere oder neue Zäune baue ist Zwergi natürlich dabei. Und darf sich seine künftigen Mitarbeiter schon mal ansehen und das auch länger als nur 5 Minuten pro Lebensmonat. Ruhe ist für meine Hunde und mich etwas ganz selbstverständliches, denn wenn Ruhe ist, dann halten wir die alle und nicht nur einer und ganz sicher nicht hinter Gittern weg gepackt wie der Gefangene von Askaban.
Gemeinsam gelebte Zeit, gemeinsame Abenteuer und gemeinsame Ruhe sind das was Dich und Deinen Hund zu einem Team werden lässt. Ruhe und Gelassenheit verordnet man nicht, die lebt man vor und dafür gibt es einfach kein Patentrezept.
Dies gilt im Übrigen nicht nur für die Aufzucht eines Welpen mit Beruf. Das kann man auch sehr einfach auf all die Hunde übertragen die später im Hundesport aufs Treppchen sollen… Gelassenheit ist nicht nur etwas erlerntes, sondern hat auch mit Alter und Reife zu tun. Mit ihr gehen Kritikfähigkeit und Konzentration einher. Zum Glück gibt es noch keinen Pokal für den jüngsten Hund auf einem Agi Parcours.
Der Focus im ersten gemeinsamen Jahr sollte darauf liegen, den gemeinsamen Alltag kennen zu lernen, eine gemeinsame Sprache und Vertrauen zu entwickeln. Sportliche Gedanken sollten hier genauso wenig Platz haben wie Kinderarbeit.
Fazit also Babytraining nein, gemeinsam gelebte Zeit ohne Stopp Uhr ja.
Kommentare