Der tut nix - der Will nur Hüten
- nadinequinn7
- 17. März 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. März 2022
Ja diese Überschrift ist provokant.
Vor allem kann man aber unter dieser Überschrift viele unterschiedliche Hundeschicksale von Border Collies und ihren Besitzern zusammen fassen, die sich Tag täglich durch den Alltag kämpfen.
Eines haben all diese Hundegeschichten gemeinsam – sie beginnen damit das jemand sich einen Hund kauft, ohne sich wirklich über das Genetische Potential und den eigentlichen Verwendungszweck einer Rasse Gedanken zu machen.
Wozu auch ? Ist doch der Border Collie als Familienhund und Allrounder in aller Munde.
Ja hüten.. dafür ist er irgendwann mal gezüchtet worden. Aber wer kann denn heute schon noch hüten.. ?Und wer hält denn auch heute noch Schafe… ?
Berechtigte Fragen, die der Hundetrainer im Nachbardorf gern mit dem Beschäftigungs- und Sportprogramm seiner Hundeschule beantwortet.
Nee der Muss nicht hüten (Achtung Ironie) der muss nur ordentlich ausgelastet und beschäftigt werden und so verkauft die Sporthundeschule, an das gut gläubige Lieschen Müller gleich das 5 Jahres Abo für 3 Sporthundekurse in der Woche.
Irgendwie müssen ja schließlich all diese vermeintlich so intelligenten Hunde ausgelastet werden. Im Internet und einschlägigen Foren ließt Fräulein Müller immer wieder das der Border Collie auch mit jeder anderen Art von (Ersatz) Beschäftigung glücklich ist und nicht einen Tag vermuten lässt das ihm was fehlen könnte.
Schade das diese Beschreibung nicht auf Lieschen Müllers Hund zu trifft.
Dieser kommt zwar aus einer Arbeitslinie aber hüten muss der ja nicht – so sagt das sowohl das Hundesportforum wie auch der Hundetrainer – und der muss es ja schließlich wissen. Die Tatsache das der Hund nur für Hundesport eigens aus Timbuktu importiert wurde und die Eltern von einer Farm stammen wird ignoriert- wen interessiert schon woher der 4 Beiner kommt.
Lieschen legt im Alltag sehr viel wert auf Ruhe und hat sich dafür eigens eine große Hundebox ins Wohnzimmer gestellt. Trotzdem spielt sie mit ihrem Hund Frisbee , macht zweimal die Woche Agility und jede Menge Spielzeuge am Namen unterscheiden kann der Hund auch.
Und obwohl sie alles ganz genau so macht wie ihr Hundetrainer, mit dem sie bei drei Kursen in der Woche längst per Du ist, sagt will es doch im Alltag nicht so richtig klappen. Ja ihr Hund ist schlau.. schließlich ist der Border Collie eine der intelligentesten Hunderassen der Welt.
Nur den Trick mit dem Autos und Schatten ignorieren .. den will Lieschens Hund einfach nicht lernen – das liegt bestimmt daran das er einfach nicht verfressen ist. Schlussfolgert der Hundetrainer. Denn für Futter oder Futterdummys hat Lieschens Hund keine Zeit wenn die Sonne hoch am Himmel steht und die Schatten des Baumes über die Erde tanzen. Das gleiche gilt für Autos. der kluge Hund will sich einfach nicht ablenken lassen. Die Idee das man schon km weit noch bevor das erste Auto naht mit dem Training der Ansprechbarkeit beginnen muss verwirft Lieschen nach gut einem Jahr erfolglosen Clickern als ihr Hund den örtlichen Schulbus mitten im Dorf stopt.
Das Anschleichen und Fixieren des fahrenden Autos lässt sich selbst vom Hundetrainer der nun zu deutlicheren Mitteln wie einer Bauchbandage ( sowas gehört verboten!!) greift nicht abbrechen. Deshalb kommt der „Trainer“ zu dem Schluß das Lieschens Border eine echt harter und Schmerz resistenter Hund zu sein scheint – und das wo Border Collies doch so sensibel sind.
Von der Tatsache das es sich beim Autos hüten nicht einfach nur um Ungehorsam handeln könnte und das ein genetisch Verankertes Verhalten wie der Hütetrieb auch durch große Schmerzreize wie Sprichwörtlich den Tritt in die Magenkuhle nicht abbrechen lässt haben weder Besitzer noch Trainer je etwas gehört.
Auf die Idee dem Hund ein neues Weltbild zu geben und ihm zu zeigen was sich für ihn bewegt und was eben keine geeigneten Hüteobjekte sind kommt keiner – denn ein Border Collie muss heute nicht mehr hüten. Der ist mit Hundesport genau so wenn nicht sogar noch glücklicher.(Ironie off)
Lieschens Beispiel ist nur eines von vielen das sich so immer wiederholt. Autos hüten, Schatten jagen sind da nur einige der Beispiel.
Ja es gibt sie, die Hunde die wie McGuyver von allem ein bisschen aber nix ganz können. Aber es gibt eben auch die Hunde die nix anderes wollen als Hüten.
Bei dem einen sind die Probleme im Alltag deutlicher ausgeprägt als beim anderen und doch ist der Ansatz von Besitzer wie Trainer immer noch derselbe – ein genetisch verankertes Verhalten abbrechen bzw. unterdrücken zu wollen.
Wen kümmert schon das der Hund in dieser Dreiecksgeschichte eigentlich aus einer Leistungslinie stammt und sehr wohl einen Verwendungszweck hat?
Das so ein Trainingserfolg letztlich dann mal 5-10 Jahre auf sich warten lässt oder einfach nie eintritt ist dabei scheinbar nicht relevant.
Und das Hundeschicksal? Wen kümmert das ? Nicht selten werden aus solchen Hunden Wanderpokale… weil der ach so intelligente Hund ja nichts tut – der will nur hüten.

Comments