Brauchen wir heute noch Zwang in der Hundeausbildung?
- nadinequinn7
- 22. Aug. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Aug. 2022

Wir schreiben 2022 und eigentlich sollte man denken das wir Hundetrainer die Methoden von Stephanits und Co endlich hinter uns gelassen haben.
Ein Teil von uns hat das auch – der fordert vom Hund gar nix mehr. Und outet sich auch als Lebenspartner eines gleichberechtigten Terroristen mit Grüner Schleife am Halsband und im Haar (Achtung Ironie) und dann gibt es noch das andere Lager das Wörter konditioniert, die dem Hund sagen: „Achtung jetzt wird’s scheiße. Es könnte weh tun. Aber du darfst nix tun. Ich erwarte das Du still hältst, weil ich das will.“ Mit was für einer Schleife sich diese Vertreter Outen habe ich noch nicht herausgefunden – vermutlich kann man sie am Einfrieren ihrer Hunde und den angelegten Ohren in eher schwierigen Situationen erkennen. Genannt wird das ganze dann Entspannung auf Kommando. (Achtung immer noch Ironie gepaart mit Sarkasmus).
Ich finde mich in beiden nicht wieder. Ich bin nicht der Meinung das wir hier in einer Demokratie Arbeiten und Leben – wichtige Entscheidungen im Leben treffen die, die das Futter kaufen können.
Aber ich gestehe meinem besten Freund durchaus zu das er sagen darf, wenn es weh tut – und erwarte das er wie festgenagelt auf dem Tierarzt Tisch steht, wenn die Behandlung Schmerzen bereitet. Was aber auf gar keinen Fall der Freifahrtschein zum Beißen von Helferin oder dem Herrn Doktor ist.
Ich erzwinge kein Kuscheln – würde mir aber Sorgen machen, wenn meine Hunde nicht ab und an meine Nähe suchen, um unsere Bindung zu bestätigen.
Neulich hörte ich im Training eine Kundin zu einer ihrer Welpen Käuferinnen sagen: wenn mein Hund sich sträubt und zeigt er will etwas nicht – dann mache ich diese Handlung so lange bis er stillhält und sie aushält. Das ist aus meiner Sicht der erste Schritt das Vertrauen Deines Hundes zu verlieren und das Fundament für eine unsichere Bindung zu schaffen. So bildet man keinen Hund aus – so bricht man seinen Willen. Und ja es gibt sie die Dobbys – die Hauselfen dieser Hundewelt die lieber gehorchen, bevor man sie böse anschaut. Ich bevorzuge eher einen Hund, der nicht ständig in Sorge ist, ob er jetzt schon wieder was falsch gemacht hat.
Ich setze darauf das meine Hunde in unserem gemeinsamen Alltag durch zuverlässige Bindung wissen das ich immer – aber auch wirklich immer auf ihrer Seite bin und sie nie in Situationen verlasse oder sie Dingen aussetze, die wir nicht gemeinsam bestehen können. Ein Recht auf Protest hat jeder im Rudel!
Was heißt das? Wir üben nicht Fieberthermometer in den Poppo stecken – sondern wir tun es, wenn es notwendig ist. Wer glaubt das man so ein Gefühl positiv konditionieren kann hatte noch nie ein Fieberthermometer da, wo die Sonne sonst nicht scheint.
Ich verlange kein Entspannen auf Kommando – wo entspannen für mich selbst nicht möglich ist.
Ich weiß nicht, wie es Dir geht – aber wenn ich mit meinem Hund zum Tierarzt gehe dann meist , weil ich denke das mein bester Freund mehr als nur ein Wehwehchen hat . Ich versuche gar nicht erst meine Sorge zu verbergen. Denn mein Hund würde, weil er mich täglich 24 Stunden beobachtet, sowieso gleich merken das ich ihn belüge. Und das Lügen keine Basis für Vertrauen und Gelassenheit sind kann wohl jeder nachvollziehen.
Was tue ich stattdessen? Ich halte meinen Hund sanft fest. Rede ihm gut zu, wenn er unruhig wird. Streiche ihm sanft über den Rücken und versuche in der Situation klar und fair zu sein. Eine wichtige Führungsqualität ist Authentizität.
Erziehung durch Beziehung ist für mich der Schlüssel zum Erfolg. Das ganze System fußt aber weder auf Zwang noch auf den Verzicht von Grenzen.
Eine wohlwollende Führung geht davon aus – dass mein Hund das tut, was ich von ihm erwarte, wenn er versteht, worum es geht.
Ich setze Grenzen klar und unmissverständlich – suche aber, wenn ein Ausbildungsschritt nicht funktioniert, erst einmal das Problem in der Art wie ich versucht habe etwas zu vermitteln und gehe nicht davon aus das mein Hund mich verarschen will.
Wenn ich eine Situation oder ein Verhalten verändern will, nutze ich so wenig Druck wie möglich aber so viel wie notwendig ist. Eine Verhaltensänderung in der Arbeit wird durch Ruhe und Raum belohnt bzw. bestätigt.
Fazit – nein wir brauchen keinen Zwang – was Mensch und Hund im Leben miteinander braucht ist eine klare Führung die grundsätzlich wohlwollend und fair ist, ohne dabei ins grüne Schleifen Milieu abzurutschen.
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